Schlafprobleme

Gegen das große Wälzen

Von Nadine Effert · 2017

Eine erholsame Nacht ist wichtig für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Doch unser Schlaf ist ein sensibler Geselle: Vor allem Stress führt dazu, dass wir schlecht einschlafen, ständig wach werden und uns unruhig hin und her wälzen. Schlaftabletten sind keine Dauerlösung. Aber die Natur kann helfen.

Zwei Fußpaare, die unter der Bettdecke hervorschauen. Thema: Schlafprobleme

Von wegen „Gute Nacht“: Immer mehr Menschen in Deutschland haben Probleme mit dem Schlaf, das geht aus dem Gesundheitsreport 2017 „Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem“ der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor. Seit 2010 seien die Schlafstörungen bei Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren um 66 Prozent angestiegen. Aktuell fühlen sich rund 80 Prozent der Arbeitnehmer, das sind etwa 34 Millionen Menschen in Deutschland, von „Schlafproblemen“ betroffen.

Schlafprobleme: Beschwerden ernst nehmen

„Die zunehmenden Schlafstörungen in der Bevölkerung sollten uns wachrütteln“, sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Viele Menschen kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie können ihre eigenen Batterien nicht mehr aufladen.“ Ob äußere Einflüsse, psychische oder organische Ursachen – die Liste der möglichen „Schlafdiebe“ ist lang. Die Diagnose gestaltet sich folglich komplex, ist aber bei anhaltenden Schlafproblemen äußerst wichtig. Die Beschwerden müssten Betroffene ernst nehmen, da ernsthafte Gesundheitsrisiken drohen, betont Storm. „Schlafstörungen erhöhen beispielsweise das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei den psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren.“

Suchtgefahr und Nebenwirkungen

Wachrütteln sollten auch folgende Zahlen: Laut DAK-Untersuchung schlucken heute fast doppelt so viele, nämlich knapp über neun Prozent der Erwerbstätigen Schlafmittel. Knapp jeder Vierte nimmt sie länger als drei Jahre ein. „Heute werden noch immer zu viele Mittel mit Abhängigkeitspotenzial über zu lange Zeiträume eingenommen“, bestätigt Prof. Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité. „Wichtig ist, die Behandlung mit Schlafmitteln geschulten Ärzten zu überlassen.“ Schlaftabletten enthalten meist Benzodiazepine oder Benzodiazepin-Analoga. Die Wirkstoffe regen im Gehirn Gamma-Amino-Buttersäure, kurz GABA, an. Der Botenstoff leitet den Impuls zum Schlafen von Nerv zu Nerv weiter. Unbedenklich ist die Einnahme von Schlaftabletten über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen. Bei längerer Einnahme droht ein Gewöhnungseffekt, sodass die Leistung der körpereigenen Botenstoffe nicht mehr ausreicht, um einzuschlafen. Auch warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vor Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen und Niedergeschlagenheit. 

Sanfte Schlafhilfen aus der Natur 

Schlafmediziner Ingo Fietze fordert mehr Aufklärung und Prävention in Schule und Beruf. Zudem sollten Apotheker besser über rezeptfreie Schlafmittel informieren. Ob Melisse, Baldrian oder Passionsblume: In der Naturheilkunde werden Pflanzen schon viele Hundert Jahre lang als Beruhigungsmittel eingesetzt. Studien konnten belegen, dass einige Pflanzeninhaltsstoffe an den gleichen Rezeptoren im Gehirn andocken wie chemische Wirkstoffe – jedoch ohne Suchtgefahr. Die pflanzlichen Arzneien sollten langfristig eingenommen werden, um eine anhaltend gute Wirkung zu erzielen. Insbesondere bei leichten, stressbedingten Schlafproblemen sind sie gut wirksam, da sie eine Extraportion Entspannung und Ausgeglichenheit am Tag liefern.

6 Tipps für einen besseren Schlaf

  • Gehen Sie nur schlafen, wenn Sie wirklich schläfrig sind.

  • Stehen Sie jeden Tag um dieselbe Zeit auf.

  • Üben Sie entspannungsfördernde Schlafrituale vor dem Zubettgehen aus (z. B. Atemübungen oder warme Fußbäder).

  • Treiben Sie regelmäßig Sport.

  • Vermeiden Sie koffeinhaltige Getränke, Alkohol und Nikotin – vor allem abends.

  • Schirmen Sie störende Licht-, Geräusch- und Geruchsquellen ab.

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